Plattformdaten im Wohntourismus

Statbel

In den letzten Jahren sind verschiedene Apps zum Einsatz gekommen, die Menschen miteinander in Kontakt bringen, um Waren und Dienstleistungen auszutauschen. Immer mehr Verbraucher nutzen eine Online-Plattform, um ein Ferienhaus zu buchen oder sich eine Mahlzeit per Fahrradkurier nach Hause liefern zu lassen. Infolgedessen wächst die wirtschaftliche Bedeutung der Sharing Economy rasant. Deshalb untersucht das belgische Statistische Amt Statbel in enger Zusammenarbeit mit Eurostat und anderen nationalen statistischen Ämtern, wie die Sharing Economy in die öffentliche Statistik integriert werden kann. Allerdings haben die nationalen statistischen Ämter bei der Analyse der Plattformunternehmen erhebliche Schwierigkeiten. Die größten Plattformunternehmen sind multinationale Unternehmen, die ihre Aktivitäten in Belgien häufig von einem ausländischen Hauptsitz aus verwalten. Diese Unternehmen sind daher selten in den regulären Unternehmensstatistiken oder -registern zu finden. Um die erforderlichen Daten zu erhalten, wären die nationalen statistischen Ämter daher verpflichtet, alle Plattformunternehmen einseitig zu kontaktieren. Dies war sowohl für die Plattformunternehmen als auch für die statistischen Ämter ein zeitaufwändiger und ineffizienter Prozess. Daher hat die Europäische Kommission beschlossen, diese Gespräche selbst in die Hand zu nehmen und die Daten für alle EU-Mitgliedstaaten über ein Abkommen anzufordern. Diese Verhandlungen konzentrierten sich zunächst auf den Wohntourismussektor und führten zu Vereinbarungen mit den Plattformunternehmen Airbnb, Booking.com, TripAdvisor und Expedia. In der Zwischenzeit haben diese Unternehmen die ersten Datendateien an Eurostat übermittelt. Eurostat teilt die Mikrodaten dann in 27 nationale pseudonymisierte und aggregierte Dateien auf, so dass Statbel Informationen über alle Reservierungen und Übernachtungen erhält, die über diese vier Online-Plattformen auf belgischem Hoheitsgebiet gebucht wurden. Mit den Vereinbarungen zwischen der Europäischen Kommission und den vier Plattformunternehmen wurde eine erste, wichtige Hürde genommen. Doch die methodische Arbeit hat gerade erst begonnen. Auf der Grundlage der ersten Dossiers müssen die nationalen statistischen Ämter und Eurostat noch einen harmonisierten Ansatz für die methodischen Herausforderungen entwickeln. Insbesondere aufgrund des Mangels an Identifikationsdaten in den Mikrodaten der Plattformunternehmen stellt die Doppelzählung ein erhebliches Problem dar. Diese Doppelzählung, bei der eine Unterkunft in mindestens zwei verschiedenen Dateien enthalten ist, stellt eine besondere Herausforderung für die Kapazitätsbestimmung dar. Deshalb sind diese Informationen in den experimentellen Statistiken nicht enthalten. Derzeit untersuchen die nationalen statistischen Ämter zusammen mit Eurostat, mit welchen Techniken die methodischen Probleme am besten gelöst werden können. Innovative Methoden wie das Web Scraping werden dabei besonders in Betracht gezogen. Web Scraping beinhaltet das Abkratzen relevanter Informationen von Websites, die in Kombination mit künstlicher Intelligenz als die beste Lösung angesehen werden. Konkret untersuchen wir die folgenden zwei Ansätze: Texterkennung: Personen, die auf mehreren Online-Plattformen denselben Raum anbieten, verwenden in der Regel denselben Text. Durch die Suche nach Schlüsselwörtern wie der Lage der Unterkunft, der Größe des Zimmers, der verfügbaren Einrichtungen usw. können identische Unterkünfte automatisch gefunden werden; Fotoerkennung: Diese Technik vergleicht automatisch die Fotos, die mit einer Anzeige platziert werden, um mögliche Duplikate zu identifizieren. Diese Technik erfordert jedoch einen großen Computerspeicher und wird daher als alternative Lösung eher in Reserve gehalten. Mit der Zeit sollen die Plattformdaten in wiederkehrende Statistiken integriert werden. Der Zeitpunkt hierfür hängt sowohl von einem harmonisierten Ansatz für die methodischen Probleme als auch von einer schnelleren Datenbereitstellung durch die Plattformunternehmen ab.

Kategorie

Wirtschaft und Finanzen

Format

XLS

Geografische Abdeckung

Belgien